Hamamoto hatte uns am Sonntag gefragt, was wir denn noch so vorhätten. Nachdem er hörte, dass wir noch Shurijo (Schloss/Burg Shuri) besuchen wollten, bot er an, uns dabei zu begleiten und Etsuko san schloss sich dem an.
Also ging es am Montag gemeinsam nach Shuri, wo wir gleich mal Lunch hatten und uns Shurijo ansahen. Interessant war hier natürlich der Fortgang der Aufbauarbeiten nach dem schrecklichen Brand, der das hölzerne Schloss und Wahrzeichen Okinawas 2019 komplett vernichtet hatte. Aber der Aufbau schreitet voran und das Schloss wird derzeit in einer riesigen Halle wieder aufgebaut. Ziel soll sein, es 2026 zu vollenden und wieder in einem Glanz erstrahlen zu lassen. Auf den Anblick des wiederaufgebauten Schlosses freue ich mich heute schon!
Danach ging es noch gemeinsam ins ehemalige Hauptquartier der kaiserlichen Japanischen Marine während der Schlacht um Okinawa 1945. Die in der Nähe des Karate Kaikan gelegene Sehenswürdigkeit besteht aus in den Fels getriebenen Stollen, die einige Räume enthielt und der Rückzugsort der Führung der Marine während der verlustreichen Schlacht um Okinawa war. Die mehrere Monate dauernde Schlacht forderte zehntausende Opfer, nicht nur beim Militär beider Seiten, sondern insbesondere auch bei der Zivilbevölkerung. Nicht wenige bekannte Karatemeister starben während dieser Kampfhandlungen oder kurz danach, als die Lebensbedingungen der Bevölkerung auf dieser völlig zerbombten Insel katastrophal waren.
Hamamoto sensei erwies sich als kenntnisreicher Führer, war er doch Marineoffizier, wenn auch lange nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Ich fand auch sehr erstaunlich, wie gut er diesen anstrengenden Tag mit seinen 87 Jahren wegsteckte. Ich hoffe, ich bin in dem Alter auch so fit.
Und da wir an diesem Tag kein Training hatten, schoben wir abends einfach noch eins ein und übten im Onoyama koen noch die Kishaba no sai sho. Diese fortgeschrittene Kata ist recht schwierig und enthält viele schnelle Richtungsänderungen. Das war für Nati und Manu, die sie das erste Mal übten, nicht ganz einfach. Für mich allerdings auch nicht (Insider!).
Mittwoch, 29. November
Heute hatten wir einen ganzen „freien“ Tag, sodass wir einen längeren Ausflug machen konnten. Wir hatten uns für Nakagusuku entschieden, die aus meiner Sicht schönste Burgruine auf Okinawa. Manu kannte die schon, wollte aber auch gern nochmal hin. Burgen (Gusuku) gab es auf Okinawa viele, leider sind nicht zuletzt wegen der zerstörerischen Schlacht um Okinawa 1945 nicht mehr viele erhalten geblieben.
Also nahmen wir recht zeitig am Morgen den Bus Richtung Norden und kamen nach ca. 1h an. Nicht bei der Burg, sondern am Fuße des Berges am Weg zur Burg. Die letzten Kilometer mussten wir zu Fuß (ca. 30 Minuten) meistern. War aber nicht so schlimm. Die Burg selbst war kaum besucht und so konnten wir ein paar tolle Fotos und Videos machen ohne jemanden zu stören.
Ich war jetzt zum 4.Mal (?) auf der Burg und bin immer wieder beeindruckt – vom Bauwerk selbst, aber auch vom Ausblick, den man von diesem Weltkulturerbe hat.
Leider war das im nächsten Dort gelegene Nakamura Haus, ein restauriertes altes Haus eines wohlhabenden Bauern, geschlossen. Den Weg hatten wir umsonst gemacht, aber das hat uns das tägliche Training ersetzt.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Ausflug zum Naminoue Schrein, einem der schönsten Shinto Schreine auf Okinawa. Er ist auf einem hohen Felsen gelegen und auch von der Rückseite malerisch anzusehen. Die Mädels hatten mich gezwungen, die abartige Schnellstraße, die den Blick vom Naminoue Strand Richtung mehr versaut, für Fotos von der Rückseite entlangzulaufen. Und ok, ich geb’s zu: der Anblick war wieder super. Vor allem wegen der einsetzenden Dämmerung.
Donnerstag, 30. November
Leider hieß es heute: Abschied nehmen. Kurz vor 5 Uhr morgens machten sich Manu und ich auf den Weg zum Airport. Von dort ging es zuerst wieder nach Tokyo, um von dort aus den letzten „Ausflug“ zu machen. Aufgrund der Russlandsanktionen mussten wir einen „kleinen Umweg“ machen und flogen durch die Behringstraße zwischen Russland und Alaska über das Nordpolarmeer (dicht am Nordpol), um letztlich über Grönland und Norwegen wieder Richtung Heimat zu gelangen. Klingt komisch, macht aber mit Blick auf einem Globus Sinn. Dauert nur leider sehr lange 14 Stunden.
Und das Fazit der Reise: Schön war’s. Anstrengend. Lehrreich. Viele Freunde wiedergetroffen. Neue Freundschaften geschlossen. Gern wieder.
Wann? 2024. Mit ein paar Leuten aus dem Oshiro Dojo Schwerte. Die Planung läuft schon
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Hachiman ryu sollte nun im Fokus stehen. Dieser alte Battojutsu (Schwertkunst) wird auf Okinawa von Hamamoto Hisao gelehrt. Der mittlerweile 87 Jahre alte Meister lebt seit einigen Jahrzehnten nunmehr auf der subtropischen Insel und lehrt dort mehrfach in der Woche seine Kunst.
Den Kontakt zu Hamamoto sensei wurde durch Oliver Hofmann, Dojoleiter des Oshiro Dojo Hamburg, hergestellt, der seit einiger Zeit auch uns in Schwerte in Hamamotos Stil unterweist. Er selbst lernt seit 2020 bei Hamamoto sensei. Wir hatten vereinbart, nun ebenfalls vor Ort zu üben und unsere Kenntnisse zu erweitern.
Am Samstag trafen wir uns dazu morgens im Budokan, wo wir knapp zwei Stunden von Hamamoto sensei selbst und seinem Schüler Amuro sensei unterrichtet wurden. Wie zu erwarten war, gab es nicht wenige Korrekturen. So ist das eben, wenn man selten jemanden sieht, der einen korrigiert. Aber es war ja genau auch das Ziel eben diese Korrekturen zu bekommen, um dann zurück in der Heimat zu üben und die Kata zu verbessern. Im Wesentlichen übten wir die 12 Hachiman ryu kata. Ich selbst übte später noch die 5 Goo kata und 5 Mugai ryu kata. Viel Stoff für die wenige Zeit.
Aber wie gesagt: das erste Privattraining war da schon sehr hilfreich, und gleich am selben Abend fuhren wir noch ins Karate kaikan, um dort am regulären Training teilzunehmen. Dort nahmen die Teilnehmer und Hamamoto sensei wieder viel Rücksicht auf uns und beschränkten die Übungen in den zwei Stunden nur auf die ersten 17 Kata. Das war sehr hilfreich.
Zwischendurch besuchten Manu und ich noch das Okinawa Prefectural Museum, was immer wieder einen Visite wert ist.
Sonntag, 26. November
Am Sonntag hatten wir uns mit Hamamoto sensei zu einem gemeinsamen Lunch im Pacific Hotel verabredet. Das Buffet bot vielfältige leckere Speisen und war auch deutlich billiger als erwartet. Glücklicherweise bekamen wir überhaupt einen Tisch.
Hamamoto sensei brachte noch eine Freundin, Etsuko san, mit. Diese Frau war auch sehr interessant: sie war nicht nur Sensei im Umgang mit der Naginata sondern lehrt auch Tanz und Taiko. Da gingen die Diskussionsthemen nicht aus. Und Manu „fightete“ mit Hamamoto sensei noch einen O-Hashi-Kampf aus.
Am Abend fuhren wir noch ins Karate-Kaikan, um dort nicht nur das Museum zu besuchen (war am Vortag schon zu), sondern auch um noch zwei Stunden vorher die Schwertkata zu wiederholen. Das Museum ist jedem Kampfkunstinteressierten auf Okinawa wärmstens zu empfehlen. Man kann nicht nur viel über die Geschichte von Karate und Kobudo lernen, sondern sich auch mal praktisch ausprobieren. Es sei verraten: nicht jeder von uns schaffte es, die drei Kerzen mit nem Tsuki zu löschen!
Das eigene Training konnten wir leider dann noch nicht im Kaikan durchführen, da die Räume schon belegt waren. Aber: man erlaubte uns, draußen vor dem Gebäude vor epischer Kulisse unsere Schwertkata zu wiederholen. Auch schön. Vor allem fielen einige coole Fotos ab…
Das Training mit Hamamoto sensei war wieder sehr hilfreich. Da wieder nur die Kata für Shodan geübt wurden, konnte man sich auf die Wiederholung und das Einprägen der Korrekturen konzentrieren. Die anwesenden Teilnehmer waren alle natürlich deutlich weiter und gaben gern und sehr geduldig ihr Wissen weiter. Und Hamamoto sensei verteilte auch gleich ein paar Blätter mit theoretischen Inhalten, die zu lernen seien. Wusstet Ihr, wieviele Fachbegriffe es an so einem Schwert gibt? 37 Begriffe enthält die Vorlage von Sensei. Wir kriegen das hin!
Montag, 27. November
Am Montag teilten wir uns auf. Nati fuhr mit ihrem Cousin nach Kouri jima und Manu und ich verbrachten Zeit und Geld auf der Kokusaidori. Man musste ja auch etwas mit zurück in die Heimat nehmen…
Abends besuchten wir noch einmal Shimoji sensei, diesmal in seinem Dojo in Itoman, wo wir etwas mehr Zeit hatten, beim Kindertraining zuzuschauen. Leider konnte er nicht wie geplant mit uns abends noch etwas essen, sodass wir allein loszogen und in einer kleinen Izakaya landeten, die superleckeres Essen für uns hatten.
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Dojoleiter Thomas Heinze und Manu Schmitt flogen am 20.11. mittags los, um am nächsten Tag über die Zwischenstation Tokyo Haneda nach Naha auf Okinawa weiterzureisen. Allein der Flug von Frankfurt nach Tokyo dauerte zwölf Stunden. Nach der Ankunft am späten Nachmittag gings per Taxi ins Harbor View Weekly. Natalie Held, ebenfalls aus Schwerte, hatte vorher schon einen Aufenthalt in Tokyo und kam ebenso später an, wie Rico Pohle. Der lebt schon lange in Japan und trainiert ebenfalls Shima ha Shorin ryu Karate unter Oshiro Toshihiro Shihan. Gemeinsam mit dem Dojoleiter des Oshiro Dojo Hamburg, Olli Hofmann, wollten die fünf zunächst drei Tage Training bei Oshiro Shihan genießen.
Aber erstmal wurde der nächste Supermarkt geplündert und die notwendigen Lebensmittel für ein Abendessen und den folgenden Morgen eingekauft. Das anschließende Abendessen bestand aus dem für deutsche Verhältnisse saubilligem Sushi und Sashimi und wurde ausgiebig genossen, bevor es ins lang ersehnte Bett ging.
Mittwoch, 22.11.
Am nächsten Morgen sollte es auch gleich morgens um 10 Uhr im Budokan, einer großen öffentlichen und frei für jeden nutzbaren Halle für die Kampfkünste, losgehen. Dort hatte man sich um 10 Uhr verabredet. Die folgenden zwei Stunden wurde intensiv Grundlagen trainiert. Das Privattraining mit Oshiro Shihan hat bei nur fünf Teilnehmern den Vorteil, dass er sich viel Zeit nehmen kann, um Erklärungen zu geben und jeden einzelnen genau unter die Lupe zu nehmen und zu korrigieren bzw. Tipps zur besseren Ausführung zu machen.
Auch bestimmte Übungen, die den Körper auf das Training vorbereiten, wie zum Beispiel Dehnungsübungen für das Hüftgelenk (für die Insider: der Frosch) oder die Arme standen auf dem Programm, immer wieder begleitet von Erläuterungen des Sensei. Oshiro Shihan hat sich mehr als 40 Jahre mit der Frage beschäftigt, wie die alten Meister (Motobu Choki, Hanashiro Chomo oder Shiroma Shinpan, wie noch traditionelles Karate (vor der Versportlichung) kennengelernt hatten.
So übten wir eine Form der Naihanchi, die auf Motobu Choki zurückgeht und sich u.a. durch eine völlig einzigartige Haltung der Hände zu Beginn beinhaltet. Die üblichen peitschenartigen Bewegungen wurden natürlich viel wiederholt, wobei die Ausführung schwieriger ist, als gemeinhin angenommen. Oshiro Shihan legt Wert auf eine Ausführung aus dem Körper heraus und nicht aus den Armen oder durch übertriebene Hüftbewegung(/rotation).
Die vereinbarten zwei Stunden waren schnell um und wir hängten nochmal ca. 2 Stunden dran, um das Geübte nochmal in Ruhe zu wiederholen.
Nach der anschließenden Dusche gings zu Fuß los Richtung Shureido, dem Shop für Kampfkunstausstattung in Naha, der weltweit bekannt ist. Zwischendurch wurde ordentlich gegessen, gab es doch seit dem Frühstück nichts mehr zwischen die Zähne. Einige Teilnehmer litten schon ziemlich unter Nahrungsentzug.
Bei Shureido wartete leider eine Enttäuschung: es gab keine Karate-Gis mehr. Mindestens drei Monate vorher hätten wir bestellen müssen. Schade. Aber so wurden einige Kleinigkeiten mitgenommen, bevor es zu einer Grundschule in Kume weiterging. Dort gab der Dojoleiter unseres einzigen Dojo auf Okinawa, Shimoji Eisaku, Grundschulkindern Karate beibrachte. Wir schauten dem Training zu und verabredeten ein weiteres Treffen während unseres Aufenthaltes.
Donnerstag, 23.11.
Wieder waren wir um 10 Uhr mit Oshiro Shihan im Budokan zum Training verabredet. Diesmal wurde Karate und Yamanni ryu bojutsu geübt. Im Wesentlichen ging es um die Kata Suji no kon. Diese ist zwar keine der fortgeschrittensten Kata des Yamanni ryu, enthält aber einige Bewegungen, die recht schwierig sind, will man sie richtig ausführen. Die Kata enthält viele Richtungsänderungen, die eben nicht einfach nur mit Körperrotation, sondern durch „inneres Aufziehen und Verdrehen“ (eine bessere kurze Umschreibung fällt mir nicht ein) gemacht werden. Jedenfalls nichts für Anfänger und deshalb Inhalt dieses Trainings und wieder begleitet von Demonstrationen und Erläuterungen seitens unseres geschätzten Lehrers.
Jedenfalls hatten wir wieder so viel Input, dass wir erneut zwei Stunden dranhängten.
Nachmittags statteten wir Okinawas bekanntester Einkaufsstraße (und Touristenfalle), der Kokusai dori („internationale Straße“) einen Besuch ab und ließen natürlich auch wie erwartet einige (nicht wenige) Yen dort. Sehenswert ist hier immer wieder der in der Nähe der Seitenstraße Heiwa dori gelegene Fischmarkt, der die Flachland-Deutschen immer wieder zum Staunen bringt. Und Hunger macht…
Der wurde abends bei einem ausgiebigen Abendessen, zu dem wir Oshiro Shihan und Shimoji Sensei eingeladen hatten, gestillt. Das Essen in unserer Stamm-Izakaya war wieder vorzüglich. Die okinawanischen Izakaya bieten vielfältige kleinere Speisen an, sodass wir uns an dem Abend durch die Bandbreite der okinawanischen Küche futterten und Dinge aßen, bei denen man üblicherweise in Deutschland wohl die Nase rümpfen würde (zumindest meine Kinder würden hier hungrig rausgehen). Natürlich wurde okinawanischer Awamori getrunken, der für Okinawa typische Reisschnaps. Da wir gleich drei Experten für das leckere Getränk bei uns hatten und einer davon mit dem Besitzer verwandt war, wurden gleich zwei ziemlich gute Flaschen durch uns gekillt… ähhh… genossen. War sehr lecker. Shihan hatte wieder viel zu erzählen über Kampfkunst und das Training früher.
Freitag, 24.11.
Leider war nun schon der letzte Tag des Privattrainings mit Shihan. Neben einer theoretischen Lektion über das Verhalten gegenüber einem Lehrer wurde an diesem Tag die Kata Kusanku sho intensiv geübt, war sie doch neu für uns. Viele Details wurden herausgearbeitet und intensiv wiederholt. Und auch an diesem Tag gab es eine weitere Einheit, bei der neben der Kata auch nochmal die Schwertkata des Hachiman ryu battojutsu unter Anleitung von Olli Hofmann wiederholt wurden, stand doch für den nächsten Tag das Training mit Hamamoto Sensei auf dem Programm.
Nach der Dusche ging es wieder zu Fuß zum Sightseeing los. Diesmal waren der Matsuyama koen und der Fukushuen auf dem Programm. Diese beiden Parks in Nahas Stadtteil Kume sind insofern besonders, als dass sie für Karate eine besondere Bedeutung haben. Kume soll ein Zentrum der Kampfkunst in Naha gewesen sein, lebte dort doch eine Community von Menschen mit chinesischen Wurzeln denen nachgesagt wird, dass einige auch Kampfkünste praktizieren und u.a. auf sie die Richtung des Naha te zurückgeht.
Wie das genau war, ist nicht mehr sicher nachweisbar. Sicher ist aber, dass mit Meister Higaonna Kanryu einen Meister gab, der das Naha te durch chinesische Einflüsse entwickelte. Ihm ist im Matsuyama koen ein Denkmal gewidmet, ebenso wie den ersten chinesischen Einwanderern, auf die Kume zurückgeht und die Ende des 15. Jahrhunderts nach Okinawa kamen (Sanjuroku jin / 36 Familien).
Gegenüber gibt es den Fukushu en, einen chinesischen Park, der seit Jahrhunderten bestehenden, engen Verbindung nach China gewidmet ist. Ein wunderschöner, immer wieder sehenswerter Park.
Abends holten wir noch ein paar vorbestellte Bos bei Shureido ab, bevor es zum Abendessen in ein traditionelleres okinawanisches Restaurant ging. Natürlich gab es wieder (u.a.) Okinawa soba.
Hier gehts zu Teil 2 des Berichtes.
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Olli hat mit unserer kleinen Schwertgruppe sehr intensiv die 12 Hachiman ryu Kata durchgearbeitet. Neben den Ausführungen der 12 Kata mit Bokken oder Iaito wurde intensiv auch die praktische Anwendung dieser Formen „erprobt“, um ein Verständnis für die ausgeführten Bewegungen zu entwickeln. Auch wenn diese Kata im Vergleich zu den Karate-Kata recht kurz sind, so sind sie doch nicht einfach und zeichnen sich durch viele Bewegungen aus, die für den Karateka ungewohnt sind.
Aber, und da wurde Olli nicht müde zu betonen, gibt es unzählige Bewegungen oder Muster, die im Karate und Battojutsu identisch sind. An dieser Stelle sei nur auf einen Artikel von Olli auf seiner Website verwiesen. Ich persönlich halte den Einfluss des Schwertes auf die Entwicklung des okinawanischen Karate für größer als gemeinhin angekommen. Sehr lesenswert diesbezüglich ist das Buch Okinawan Samurai von Andreas Quast.
Nach knapp 6h Training war die Reihe der 12 Hachiman-Kata geschafft und die Teilnehmer auch. Für mich war es die Vorbereitung für das Training mit Hamamoto Sensei auf Okinawa Ende November.
Ansonsten bleibt nur zu sagen: es gibt noch viiielll zu üben. Ganbatte!
Thomas Heinze
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Heute gibts mal einige Fotos und ein paar Worte zu einem Seminar beim Oshiro Dojo Seelow, das ich geleitet habe. Traditionell findet dort, ebenso wie bei uns ins Schwerte, einmal im Jahr ein Trainingslager außerhalb von des Heimatdojo statt – eine Tradition, die ich damals eingeführt habe und die immer noch lebt. Ziel ist es, nicht nur miteinander zu trainieren, sondern auch die Zeit danach miteinander zu verbringen.
Jedenfalls hat mich Dojoleiterin Diana Maciosek zusammen mit René Göbel eingeladen, an dem Wochenende 30.9./1.10. dort ein Seminar zu leiten. Wir hatten dazu im Nachbarort eine nagelneue Halle zur Verfügung, die natürlich perfekt war. Wir trainierten am Samstag und Sonntag mit fortgeschrittenen Karateka des Oshiro Dojo Seelow ausschließlich Karate, insbesondere die Prinzipien und einige höhere Kata des Shima ha Shorin ryu.
So kämpften sich Orange-, Blau-, Braun- und Schwarzgurte durch viel Kihon und wiederholten die Arbeit mit Körpergewicht, Streckung und Falten des Körpers. Danach standen Kumite-Formen im Fokus, die sich auf Anwendungen der Pinan Shodan und Nidan konzentrieren. Die zwölf Anwendungen hatten es in sich – neben den üblichen Schlägen und Tritten waren diverse Hebel und Würfe enthalten.
Abgerundet wurde das Ganze mit Feinarbeit an den Kata Rohai und Jitte für die Fortgeschrittensten und einer Einführung in die Geschichte des Karate am Abend.
Am Ende war leider zu wenig Zeit. Wie immer. Es gibt einfach zu viel zu üben. Bleibt dran und… Ganbatte!
Danke für die Einladung an Diana und René. Danke an alle Teilnehmer für Eure Ausdauer und Motivation. Danke an alle, die das ganze Seminar organisiert haben.
Thomas
]]>Interessant ist jedoch, dass dieser Körpereinsatz nichts einzigartiges ist, sondern auch im okinawanischen Karate weit verbreitet ist. Sehr erfahrene Meister des Karate bewegen und „wirken“ so, egal von welchem Stil. Es sind diejenigen, die erkannt haben, dass die Arbeit mit Armmuskeln und (Ver)Spannung, was oft als „Kime“ bezeichnet wird, eben nicht zum Ziel führen, insbesondere wenn man älter oder von schmalerer Statur ist. In einem solchen Fall ist es zwingend so, dass historische Meister wie Kyan Chotoku nach anderen Wegen suchen mussten. Meine Teilnahme beim Seminar mit Taira Masaji (siehe Bericht hier) hat dies bestätigt: „Stile“ sind nur oberflächlich betrachtet unterschiedlich – im Endergebnis arbeiten sie mit denselben Prinzipien, nur der Weg/die Methodik ist anders. Am Ende muss man sich den Meister und dessen Körperarbeit anschauen und nicht fragen, welcher Richtung er angehört.
Auch in den alten japanischen Kampfkünsten (Koryu) findet man bei fähigen Meistern dieselben Prinzipien wieder. Stellvertretend seien hier Kono Yoshinori oder Kuroda Tetsuzan erwähnt. Bei denen sehe ich exakt dieselben Bewegungsmuster wie bei Roberto Sensei oder Oshiro Shihan. Leider fehlt mir da noch einiges an deren Fertigkeiten
Apropos: Roberto Sensei erzählte eine Geschichte, die er mit Watanabe Sensei, einem Schüler von Shirai Sensei vor vielen Jahren erlebt hatte: Watanabe nahm eine ganz normale, gefüllte Wasserflasche aus Plastik und ließ sie quer gehalten auf den Boden fallen. Die Wirkung war natürlich begrenzt, man hätte ohne großen Schaden zu nehmen seinen nackten Fuß darunter lassen können. Dann nahm er dieselbe Flasche und drehte sie mit dem Deckel nach unten. Das Ergebnis kann sich jeder vorstellen. Dieselbe Flasche – in der Wirkung aber ein gravierender Unterschied. Watanabes Kommentar: Und die Flasche hat nicht trainiert… Die Moral aus der Geschichte kann sich jeder selbst denken.
In diesem Sinne: Ganbatte!
P.S.: Danke an Sensei Alex (Oshiro Dojo Mannheim), Christophe (Hamburg) und Franz (Essen) für den Besuch!
Thomas
]]>Besonders aufgeregt waren die Karateka der Kindergruppen, die aber gute Leistungen zeigten und so stolz ihren neuen Gürtel umbinden durften.
Hier die erfolgreichen Prüflinge:
9.Kyu Gelb: Alva Hunscha, Alessandra Nagelschmidt, David Gardianczyk, Isabella Nagelschmidt, Levi Mangold, Lewin Remmers, Milo Möllendorf, Tim Dahlhaus, Ole Camen, Madiha Firoz, Marvin Mallée, Leonard Schlender
8.Kyu Orange: Nikolas Heinze, Julian Beitz, Tarana Wahab
7.Kyu Orange-Grün: Daniel Gottschling, Finn Gerling, Henri Felber, Leni Tonn, Lian Uschkurat, Sophia Heine
7.Kyu Grün: Angelina Buch
6.Kyu Blau-Weiß: Simon von Oppeln-Bronikowski
4.Kyu Blau-Schwarz: Sarah Ewers
3.Kyu Braun-Weiß: Manfred Ewers
Ab dem 19. September startet eine neue Anfängergruppe für Jugendliche (ab ca. 12 Jahren) und Erwachsene.
]]>Besonders war das Seminar nicht weil wir da die einzigen Shorin ryu Karateka waren, sondern weil der Seminarleiter „der Goju-ryu Taira“ war. Taira Masaji, Gründer und Cheftrainer der Okinawa Goju Ryu Kenkyukai (OGRK) ist für sein profundes Wissen um die Anwendungen von Goju ryu Kata weltweit berühmt und das nicht nur in seiner Heimat Okinawa. Die vielen Teilnehmer des Seminars aus ganz Europa (u.a. Belgien, Litauen, Frankreich, Spanien, Schweiz, Deutschland), die meisten Mitglieder seiner Organisation bewiesen dies eindrücklich.
Inhalt des Seminars, das vom Dojo in Geel sehr gut organisiert wurde, waren natürlich Anwendungen einiger uns nicht bekannter Goju kata. Aber das Wissen um diese Formen war nicht nötig, um die Folgen von Aktion und Reaktion, ggfs. gefolgt von weiteren Reaktionen auf die Reaktion gut nachvollziehen zu können. Die zum Verständnis hilfreichen Drills wurden zwar an dem Tag nicht geübt, sind uns aber z.T. durch die bei uns geübten Drills bekannt. Auch wenn das Material für die wenigen Stunden recht viel und für uns anspruchsvoll war, so war die Teilnahme für mein Verständnis des Karate sehr hilfreich.
Die von Taira sensei verwendeten Prinzipien sind exakt dieselben, die wir beim Shima ha Shorin ryu verwenden: die Techniken kommen aus dem Körper, nicht aus dem Arm. Der Körper muss geteilt werden, wobei die Stabilisierung eine große Rolle spielt. Das enge Kleben am Partner gibt die Möglichkeit für mehr Aktionen als nur Tsuki waza – z.B. Tritte, Knietechniken, Würfe, Hebel, Ellbogentechniken etc.. Am Ende machen wir also doch alle das Selbe, nur die Wege sind etwas unterschiedlich.
Insofern war es ein tolles Seminar, auch wenn wir nur am Samstag teilnehmen konnten. Gern wieder bzw. „Mehr davon!“.
Funfact: Unser Meister Oshiro Toshihiro und Taira sensei kennen sich und sind gute Freunde. Die beiden haben zusammen die Polizeiakademie auf Okinawa besucht, und Taira sensei besucht manchmal auch unsere Gasshuku auf Okinawa.
Danke natürlich an Taira sensei für das gelungene Seminar und die Einblicke in seine Karateauffassung.
Danke an Aivaras Engelaitis sensei (Litauen – Klaipeda), für das Übersetzen und erklären der Übungen.
Danke an Danny Voordeckers sensei, Dojoleiter des Dojo Geel, für die Teilnahmemöglichkeit und die gute Organisation (und die herzliche Aufnahme!)
Thomas Heinze
]]>Das wechselhafte Wetter stellte kein Problem dar, gab es doch neben zwei Trainingseinheiten Karate diverse Angebote, die drinnen stattfanden.
So konnten die Kinder nicht nur einen Einführungskurs Japanisch mitmachen, sondern übten auch ihren eigenen Namen mit japanischen Zeichen zu schreiben.
Die Kinder lernten auch Origami, die Kunst des Papierfaltens kennen und falteten Dutzende Kunstwerke aus bunten Papierbögen. Eine ausführliche Theoriestunde drehte sich um farbige Gürtel im Karate, die Meister des okinawanischen Karate oder auch die Frage, wie lange man trainieren muss, um einen Schwarzgurt zu erreichen. Der Samstag ging so sehr schnell vorbei, und vom Regen bekamen die Teilnehmer nur wenig mit. Der warme, trockene Abend wurde für ein Lagerfeuer mit Stockbrot und ausgiebige Gesellschaftsspiele genutzt. Elektronische Geräte vermisste da niemand so richtig. Die wegen des Regens verschobene Schnitzeljagd wurde am Sonntag nach einer kurzen Nacht nachgeholt.
Am Mittag war der Spuk vorbei und die Kinder fuhren müde, aber glücklich nach Hause. Zu erzählen gab es sicher viel. Im nächsten Jahr werden wir das wiederholen – da waren sich alle einig.
Der Karateverein führt diese Trainingslager durch, damit sich die Kinder besser kennenlernen und auch Zeit abseits des Trainings miteinander verbringen. Das funktionierte auch diesmal sehr gut, sodass neue Freundschaften entstanden.
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Was haben wir dieses Mal gemacht? Am Freitag gings los mit Naihanchi shodan und Anwendungen daraus. Klingt jetzt nicht spektakulär, ist es aber, wenn man die Kata noch nicht kennt, wie einige Teilnehmer. Im Trainingslager gibt es bei uns nämlich keine Gruppen, eingeteilt nach Graduierungen. Hier trainieren alle zusammen: von 3 Monaten Training bis 30 Jahre. Lernen kann jeder was.
Die Naihanchi-Kata ist eine in Okinawa sehr verbreitete Form in den Shorin Richtungen. Auch wenn es viele Vermutungen über die Herkunft gibt, eins ist klar: Naihanchi war früher eine der Einführungskata neben Seisan. Manche finden sie langweilig. Wir im Dojo Schwerte nicht. Auch wenn die „Fußarbeit“ nicht ganz trivial ist, so ist es doch einzigartig, dass man sich bei der Kata ausschließlich auf einer Linie seitwärts bewegt. Die wenigen „Schritte“ ermöglichen es, sich auf die Arbeit des Oberkörpers zu fokussieren und insbesondere darauf zu achten, dass sich die Bewegung des Oberkörpers nicht ungewollt auf die Beine übertragen. Oshiro Shihan sagt immer: „Separate your body“! Einfacher Satz – schwierige Umsetzung. Richtig kompliziert wurde es für die Fortgeschrittenen, die dann auch noch die Bewegungen aus dem Körper machen und dabei entspannt bleiben mussten. UND das Gewicht einsetzen. Plötzlich wurden aber die Kampfprinzipien sichtbar. Die fiesen kleinen Techniken, eng am Körper des Gegners. So eng, dass man in dessen „Privatbereich“ eindringt, was sofort Unwohlsein beim Gegner verursacht. Das wurde dann gemeinsam noch geübt und erprobt. Das gemeinsame Grillen hat auch die beim Training verbrauchte Energie zurückgegeben.
An dem Abend wurden noch die neuen Schwarzgurte gefeiert und Geschenke übergeben. Dojoleiter Thomas Heinze schenkte jedem der erfolgreichen Prüflinge einen Schwarzen Gürtel mit dem eingestickten Namen auf Japanisch. Einige Dojomitglieder hatten noch kleine Geschenke und leckere Kuchen vorbereitet und verteilt. Sehr wahrscheinlich für viele ein unvergessener Abend. Nun sind sechs Dojomitglieder Dan-Träger und die nächsten bereiten sich schon auf die Prüfung vor. Was für eine Entwicklung!
Am Samstag wurde mehrfach trainiert. Morgens ging es mit einer Einheit Yoga zum Aufwachen los. Nach dem Frühstück wurde für mehrere Stunden eine längere Form als Renzoku geiko geübt, bei der mehrere Uke waza in Form von Selbstverteidigungsanwendungen mit Partnern praktiziert wurden. Viele Hebel und Gegenangriffe, Würgen, Schlagtechniken und Stöße waren in der Form verarbeitet. Da diese nicht ganz einfach war, brachte die Übung viele an die (geistigen) Grenzen.
Zum Abschluss gab es am Sonntag noch eine Einheit Qigong. Und schon war das Wochenende vorbei. Leider.
Nicht in Worte zu fassen ist die Zeit dazwischen, die zum Kennenlernen „der Neuen“, quatschen, philosophieren, geschichtenerzählen, trinken, fachsimpeln, essen genutzt wurde. „Dojo-Familie“ eben. Gerne nächstes Jahr wieder!
Danke an alle Helfer (insbesondere Manu) und Essens-Mitbringer!
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